00:00:00: Reporter Insights, ein Podcast von Reportagen FM und der Reportageschule Reutlingen.
00:00:14: Hallo und herzlich willkommen bei Reporter Insights, der Podcast der Reportageschule Reutling und von Reportagen FM.
00:00:20: Ich bin Alessandra Röder und moderiere den heutigen Podcast zusammen mit meinem lieben Kollegen Leon Meckler.
00:00:26: Hallo Leon!
00:00:27: Hallo Alessa, ja wie alle zwei Wochen sprechen wir über große Recherchen und stellen unseren Gästen Fragen zum Journalismus, die uns unter den Fingernägel brennen und euch vielleicht ja auch.
00:00:38: Aktuell beschäftigen wir uns ganz viel mit dem Thema Auslandsjournalismus, denn bald geht es für uns auf große Recherchereise auf dem Balkan.
00:00:47: Zwei Wochen vor Ort recherchieren, was für ein Luxus.
00:00:50: Wir sind total gespannt und haben dafür auch die perfekte Ansprechpartnerin heute mitgebracht, die uns und vielleicht euch auch ein bisschen erklären kann, was gute Leitplanken sind, wenn es heißt ab ins Ausland.
00:01:02: Ja, genau, denn unser heutiger Gast ist Fiona Weber-Steinhaus.
00:01:05: Sie leitet seit dem Auslandsressort der Zeit, damals noch Zeit online.
00:01:10: Und zuvor hat sie aber auch als Freireporterin schon für zahlreiche Medien aus dem Ausland berichtet.
00:01:15: Vor allem aus Großbritannien, den USA, Indien und Bangladesh.
00:01:19: Sie kennt also beide Seiten.
00:01:20: Einerseits die Auslandsredaktion im deutschen Büro, aber auch die leben als Freireporterin in verschiedenen fernen Ländern.
00:01:27: Hallo Fiona, schön, dass du da bist.
00:01:29: Hi Alessa, hi Leon, ich freue mich, bei euch zu sein.
00:01:33: Fiona, bevor du das Auslandsressort der Zeit geleitet hast, hast du als Freireporterin gearbeitet.
00:01:38: Unter anderem warst du im Kongo im Jahr two thousand ninety und hast über den Kampf gegen Ebola geschrieben.
00:01:43: Der Text heißt die Rettung und ist im Geomagazin erschienen.
00:01:46: Warum hast du dich diesem Thema angenommen?
00:01:49: Das war eine Kooperation mit Fotografen und wir hatten uns gefragt, was eigentlich die Welt, in Anführungsstrichen, aus dem großen Ebola-Ausbruch, aus dem Jahr ist, aus dem Jahr ist, aus dem Jahr ist, aus dem Jahr ist, aus dem Jahr ist, aus dem Jahr ist, aus dem Jahr ist, aus dem Jahr ist, aus dem Jahr ist, aus dem Jahr ist, aus dem Jahr ist, aus dem Jahr ist, aus dem Jahr ist, aus dem Jahr ist, aus dem Jahr ist, aus dem Jahr ist, aus dem Jahr ist, aus dem Jahr ist, aus dem Jahr ist, aus dem Jahr ist, aus dem Jahr ist, aus dem Jahr ist, aus dem Jahr ist, aus dem Jahr ist, aus dem Jahr ist, aus dem Jahr ist, aus dem Jahr ist, aus dem Jahr ist, aus dem Jahr ist, aus dem Jahr ist, aus dem Jahr ist, aus dem Jahr ist, aus dem Jahr ist, aus dem Jahr ist, aus dem Jahr ist, aus dem Jahr ist, aus dem Jahr ist, aus hatte Jonas, Jonas Freisch, der der Fotograf mich gefragt und meinte, ah, sollen wir nicht versuchen, zusammen das zu machen und diesen Weg des Impfstoffs von Deutschland, der hier dann auch in Burg Wedel, in der Nähe von Hannover produziert wurde, bis in den Kongo zu verfolgen.
00:02:20: Das haben wir dann auch, im August sind wir dann auch, im August sind wir dann auch, im August sind wir dann auch, im August sind wir dann auch, im August sind wir dann auch, im August sind wir dann auch, im August sind wir dann auch, im August sind wir dann auch, im August sind wir dann auch, im August sind wir dann auch, im August sind wir dann auch, im August sind wir dann, im August sind wir dann, im August sind wir dann, im August sind wir dann, im August sind wir dann, im August sind wir dann, im August sind wir dann, im August sind wir dann, im August sind wir dann, im August sind wir dann, im August sind wir dann, im August sind wir dann,
00:02:39: im.
00:02:39: Das ist ja ein ziemlich schwieriges Terrar gewesen für westliche Journalisten der Kongo.
00:02:43: Also auch sehr gefährlich als freie.
00:02:45: In dem Text beschreibst du, wie ihr Milizen getroffen habt, wie das Ebola-Virus krasiert ist.
00:02:51: Wie seid ihr denn mit den unterschiedlichen Risiken umgegangen?
00:02:54: Wir haben uns relativ... lange darauf vorbereitet.
00:02:57: Also wir haben sowohl mit Expertinnen und Experten bezüglich der Infektionsgefahr gesprochen.
00:03:03: Das war sozusagen das geringere Risiko an Anführungsstrichen.
00:03:06: Also mit Ebola steckt man sich nicht einfach so an, sondern es geht über Körperflüssigkeiten.
00:03:11: Das heißt, das war ein Punkt, wo wir das Gefühl hatten, das Risiko können wir auf jeden Fall tragen.
00:03:16: Und dann gab es natürlich noch den Punkt, wie sichern wir uns ab?
00:03:20: Und was wollen die Redaktionen?
00:03:22: Also wir haben das für den Stern und später der Geo auch verkauft.
00:03:25: für den Podcast, für den NDR gemacht, was ist sozusagen den wichtig, um uns loszuschicken?
00:03:31: Und Jonas hatte relativ viel Krisengebietserfahrung und Ich war in Indien und in Bangladesch, aber halt nicht in der Region, die halt wirklich sicherheitsmäßig sehr gefährdet ist.
00:03:45: Er hat ein Training eh absolviert und nochmal gemacht und ich habe dann noch versucht, das ist sozusagen Plan C, der Sicherheitsüberlegung eine Art kleines Netz zu spannen an Leuten vor Ort und auch da, dass falls uns was passiert, dass die auf jeden Fall jemanden anrufen können.
00:04:05: Wie habt ihr dieses Netz denn aufgespannt?
00:04:07: Wie muss man sich das vorstellen?
00:04:08: Wer war das?
00:04:10: Es war so ein bisschen wie so ein Schneeball-Prinzip, also dass, wenn Leute einem so Immobilien und so verkaufen wollen, also so bin ich dann halt irgendwie
00:04:18: als Sicherheitsnetz
00:04:19: vorgegangen.
00:04:20: Ich habe dann Bekannte gefragt, die Verwandte hatten, dann bin ich über Journalisten, also lokale Journalisten gegangen, also zum Beispiel einen, der für die TATS auch geschrieben hat, ein Kongolese, dann über die Virologen selbst, die halt Leute kannten und dann auch noch eins, zwei weitere Reporter, die im Land waren.
00:04:39: Ich habe viele angeschrieben oder vorher mit denen telefoniert und haben uns da dann auch getroffen.
00:04:44: Und da sind auch verschiedene NGOs waren dann vor Ort.
00:04:47: Mit denen habe ich dann auch gesprochen.
00:04:49: Also so bin ich dann quasi nach dem Schneewahl-Prinzip vorgegangen.
00:04:52: Insgesamt also eine sehr aufwendige und auch intensive Recherche.
00:04:57: In der Geschichte geht es ja um Ebola einerseits in Zentralafrika, aber auch um die rettende Impfstoffentwicklung dann in einem Hamburger Krankenhaus.
00:05:06: Uns interessiert heute wegen des Themas, natürlich besonders die Recherche im Kongo.
00:05:12: Wir hören jetzt einmal ganz kurz in den Text herein, damit unsere Zuhörer ein Gefühl für den Text bekommen.
00:05:17: Wir haben da ein paar Abschnitte auch zusammengefügt, damit es ein bisschen flüssiger wirkt.
00:05:30: Wie kam das Ebola-Fieber nach Mangina im Ostkongo?
00:05:34: Eine Bauernfamilie soll ihre Katze gegessen haben, heißt es.
00:05:38: Im Ostkongo verbreiten sich Gerüchte noch schneller als das Virus.
00:05:42: Elodimo Zunga, zweiundachtzig, Witwe und Mutter von zwölf Kindern, Materialchen der Familie, sitzt im September, auf dem Sofa in ihrem Wohnzimmer in der Stadt Mangina.
00:05:53: Sie stützt sich auf ihren Gestock.
00:05:56: Ich habe nicht nur vier Familienmitglieder verloren, sagt sie.
00:05:59: Sie schüttelt den Kopf.
00:06:01: Die ganze Nachbarschaft hielt mich plötzlich für eine Hexe.
00:06:04: Mehr als zwei Monate später, am ersten August, G.A.
00:06:08: gibt das Gesundheitsministerium einen Ebola-Fieber-Ausbruch im Ostkongo bekannt.
00:06:13: Als die Ersten am Pullen des Impfstoffs per Helikopter eingeflogen werden, sind offiziell bereits sixunddressig Menschen gestorben.
00:06:21: Für mich war die Nachricht ein Grund zur Freude, sagt Muzunger.
00:06:25: Der Beweis dafür, dass sie keine Hexe ist, sondern eben nur Teil einer Familie, die offiziell als eine der Ersten betroffen war.
00:06:32: Wie man eben aus diesem Ausschnitt schon hören konnte, warst du ja sehr nah dran.
00:06:36: Du hast mit Menschen wie Elodie Mozonga gesprochen und ja auch weitere Leute vor Ort getroffen.
00:06:42: Wie bist du denn an deine Protagonistinnen gekommen?
00:06:44: Bei Elodie Muzunga war es so, dass wir mit einem Arzt aus dem Nagelai im kleinen Krankenhaus gesprochen hatten und mich halt interessiert hat, wer war denn die erste Person?
00:06:55: Das konnten wir nicht genau herausfinden, deswegen steht im Text auch einer der Ersten, weil wir dann ja auch immer sozusagen alles gegenchecken mussten mit den Statistiken und mit den Ärzten vor Ort.
00:07:06: Und dazu kam auch noch, dass mir immer wieder bei der Recherche, wir werden mehrere Wochen vor Ort, dann halt Leute immer erzählt haben, das war eine schwarz-weiße Katze, so hat es begonnen.
00:07:16: Also das heißt, dieses Gerücht hat mir schon vorher Leute erzählt und uns hat dann der Arzt zu dieser Familie gebracht.
00:07:24: Also dann waren ich der Fotograf und der lokale Journalist, der da als Stringer für uns mitgearbeitet hat, wir sind dann damit im Auto hingefahren.
00:07:33: Und saßen dann mit denen im Wohnzimmer, waren auch, ich glaube, wir waren zwei oder dreimal da.
00:07:39: Und da ist es halt bei solchen Punkten auch immer die Frage, wollen die Leute denn mit einem reden?
00:07:46: Was bedeutet es, wenn halt plötzlich alle sehen, dass da halt zwei weiße Leute in deren Haus reingehen?
00:07:52: Wenn man eine Kultur auch nicht gut kennt, das ist halt eine große Sache im Auslandsjournalismus, finde ich, dass man als seine Protagonistinnen Protagonisten möglicherweise A in Gefahr bringt, ohne es überhaupt zu wollen und halt B, ob sie halt überhaupt Lust haben, mit einem zu reden.
00:08:10: Und die erste Frage bringt man Leute in Gefahr, kann man versuchen, so gut wie möglich einzudämmen durch Recherche und weit fragen, ob das so ist, was das halt für die Leute bedeutet.
00:08:20: Wir sind dann ehrlich gesagt zu mehreren Familien auch einfach gegangen.
00:08:25: Und bei der Familie war es so, dass ich das Gefühl hatte, Also wir waren dann hier auch noch länger mit denen in Kontakt, dass die gerne ihre Geschichte erzählt haben.
00:08:37: Ich finde, es ist ein super wichtigen Punkt, den du gerade ansprichst, dass man eben versucht, die Menschen, mit denen man spricht, nicht noch zusätzlich in Gefahr zu bringen.
00:08:43: Und auf der anderen Seite geht es ja auch darum, dieses Vertrauen, das hast du ja auch gerade angesprochen, zu bekommen.
00:08:48: Wie seid ihr denn vorgegangen, weil es ist ja schon ein sehr wunderables Thema auch, über das ihr mit den Menschen sprechen wolltet?
00:08:54: Ich hatte zum einen das Gefühl, dass sie wirklich froh war, nicht mehr dieses Stickmal zu haben, Punkt eins.
00:08:59: So hatte sie uns das erzählt, so hatte der Arzt das aus diesem kleinen lokalen Krankenhaus vorher geschildert.
00:09:05: und zum anderen Wie sind wir vorgegangen?
00:09:08: Wir haben uns natürlich vorgestellt und gesagt, dass wir mit denen reden wollen.
00:09:11: Und ich glaube, die hatte, und das ist ja manchmal auch ein Punkt, auch bei ganz schlimmen Themen, ich glaube, die hat eigentlich gerne einfach geredet.
00:09:19: Also, das war so ein bisschen so eine ältere Frau und die hat dann gerne ihre Geschichte erzählt, die die anderen haben das dann noch ergänzt.
00:09:27: Und wir haben dann natürlich auch gefragt, ob sie Unterlagen haben, um das belegen zu können.
00:09:34: In diesem Fall war es tatsächlich so, dass ich das Gefühl hatte, dass sie gerne mit uns geredet hat und sie hat nachher auch so ein bisschen versucht mit dem Fotografen zu flirten und meinte immer so, ah, du bist so ein schöner weißer Mann und du bist so stramm und so muskulös.
00:09:50: Und das genau.
00:09:51: Also das ist noch eine Sache, die man natürlich in Texten immer nie so sieht, aber dass man halt mit vielen Leuten auch eine bestimmte Ebene haben kann oder die sich entwickelt.
00:10:03: trotz dieser verschiedenen Rollen, die man einnimmt, die bei ihr zumindest in diesem kurzen Punkt dann aufflackerte.
00:10:11: Viele von uns Reportageschüler wollen in Zukunft auch große Auslandsreportagen wie diese erzählen und deswegen interessiert uns auch, wie man generell von einem wagen Thema zu einer sehr konkreten Geschichte kommt.
00:10:25: Kannst du noch mal rekonstruieren, wie ihr das in diesem Fall gemacht habt und ob du Tipps hast, wie man das generell machen könnte?
00:10:32: Also tatsächlich habe ich euch diese Geschichte auch mit vorgeschlagen, das ist ja schon länger her, weil ich das Gefühl habe, dass es... Einer der aufwendigsten Geschichten war, die ich als Freie gemacht habe.
00:10:41: Weil es Freie ist das ja alles sehr viel schwieriger zu organisieren.
00:10:46: Und da hatten wir ja die Logistik und die Strecke schon vorher geplant, aber die Protagonisten nicht.
00:10:53: Ich hatte bestimmte Leute, wo ich dachte, die will ich unbedingt treffen.
00:10:55: Also zum Beispiel den konkurrisischen Mikrobiologen Jean-Jacques Mouyembe, der das Ebola-Virus in den Siebzigern auch mitgefunden hat.
00:11:04: Und den ich per Zufall dann tatsächlich auch getroffen habe.
00:11:08: Protagonisten vor Ort, das hat sich wirklich erst vor Ort herausgestellt.
00:11:14: Es gibt ja auch oft keine Möglichkeit, die vorher zu kontaktieren und auch erst vor Ort merkt man, wer halt Interesse hat, mit einem zu sprechen und wer halt nicht.
00:11:23: Ich würde auf jeden Fall versuchen, sozusagen eine Logistik vorher zu planen und halt auch die möglichen Finanzen und das wäre mein zweiter Tipp.
00:11:32: Das geht nicht immer, aber bei manchen Themen gibt es relativ viele Stipendien, die halt Redaktionen es erleichtern, zu sagen, ja, wir wollen die Geschichte haben, weil sie halt nicht diese massiven Kosten tragen müssen.
00:11:45: Und in diesem Fall hattest du dich dann auch für ein Stipendium beworben?
00:11:48: Oder wie seid ihr da vorgegangen?
00:11:49: Wir hatten uns tatsächlich um zwei Stipendium gekümmert.
00:11:52: Der Fotograf um eins und ich um eins bei European Journalism Center.
00:11:58: Das wird von der Bill und Melinda Gates Foundation gefördert oder finanziert.
00:12:03: und hatten so auch eine fünfstellige Summe, die uns diese Recherche ermöglicht hat, was dann ja auch wieder das vereinfacht, bei Redaktionen ein höheres Honorar auszuschlagen.
00:12:15: Ja, du meintest jetzt schon, ihr habt eure Protagonisten vor Ort gesucht.
00:12:19: Um da ins Gespräch zu kommen, braucht man ja ganz oft auch Dolmetscher.
00:12:22: Wie war das denn bei euch im Kongo?
00:12:24: Habt ihr die gebraucht?
00:12:25: und ganz generell hast du Tipps zur Zusammenarbeit?
00:12:29: Ich kann noch ein anderes Beispiel geben von einer anderen Frau, die halt so zufällig uns als Protagonistin kam.
00:12:35: Wir waren in einem Krankenhaus und da war eine Patientin, Filoument Carriandumou und mit der wir kurz gesprochen hatten.
00:12:43: Ich sprech französisch, das heißt, ich habe alle Interviews französisch geführt und der lokale Journalist Fiston, der hat, wenn manche Leute Lingala oder Swahili gesprochen haben, dann für uns übersetzt.
00:12:54: Also das war ein Punkt, das auch unerlässlich war.
00:12:59: Das darf man, glaube ich, bei Auslandsrecherchen auch nicht vernachlässigen, selbst wenn man schon vorher guckt durch Berichterstattungen, ob sich sozusagen Protagonisten anbieten, die kann man ja auch dann suchen, ist halt ein Punkt, den man nicht beeinflussen kann, der Zufall.
00:13:15: Und zum Beispiel war es bei Philomen so, dass wir mit ihr gesprochen hatten.
00:13:20: Dann meinte sie, fahr doch zu meiner Familie.
00:13:22: Dann sind wir zu ihrer Familie gefahren, die halt auch wieder in einem kleinen Ort in der Nähe von einem lokalen, also Krankenhaus ist zu viel gesagt, aber so einer Gesundheitsstation war.
00:13:32: Und dann waren wir bei irgendwas anderem.
00:13:35: Ich weiß gar nicht mehr genau, was haben wir in Anruf bekommen von dem Krankenhaus.
00:13:39: Das hat mir halt vorher gefragt.
00:13:41: Und die meinten, ah, Philomen kommt heute aus dem Krankenhaus raus.
00:13:45: Und dann sind wir sozusagen schnell ins Auto gesprungen, zu ihrer Familie gefahren und waren halt dann dabei, als sie nach mehreren Wochen Isolation zu ihren Kindern und zu ihren Eltern zurückgekehrt ist.
00:13:58: Und das ist natürlich ein Moment, den kann man versuchen zu planen, aber den kann man nicht unbedingt planen.
00:14:03: Es gibt Reporterin Glück, tatsächlich.
00:14:07: Ja, das klingt wirklich nach dem Moment, wo ihr großes Reporterin Glück hattet.
00:14:11: Ich würde vielleicht noch einmal zurück zu dem Dollmatcher, den ihr ja auch dabei hattet.
00:14:16: Und das ist ja schon auch wichtig in dem Moment, diese Menschen dabei zu haben, die ihm vermitteln können.
00:14:22: Wie würdigt man die Arbeit von den Dollmatchern angemessen in den Texten?
00:14:26: Also ich finde es unerlässlich.
00:14:30: Also ich finde das sozusagen die Autoren von einem Stück.
00:14:33: eigentlich immer mit dazuschreiben sollen wenn sie es abgeben oder halt noch noch mal nachhaken.
00:14:38: Das hat Stringer, lokale Journalisten oder auch die Übersetzer einfach unter Mitarbeit aufgeführt werden.
00:14:45: Wenn sie halt den Text mit schreiben oder Blöcke davon kann man halt überlegen sie auch in die Autorenzeile zu heben, aber verantwortlich für den Text.
00:14:53: ist halt die Autorin und der Autor und nicht die Mitarbeiter.
00:14:57: Also das, finde ich, ist ein Punkt.
00:14:58: Und gleichzeitig, das ist ja auch eine große Diskussion, die immer wieder hervorkommt, muss man auch sagen, das hat manche Übersetzerinnen, die wollen gar nicht... unbedingt damit auftauchen, weil bestimmte Geschichten, Recherchen, die möglicherweise auch in Gefahr bringt.
00:15:13: Also das ist halt ein Punkt, den man halt einfach klären muss mit den Leuten vor Ort.
00:15:17: Der zweite Punkt ist eine angemessene Bezahlung, was auch wieder ein großes Thema ist, wo man sich halt mit anderen Kollegen vor Ort, die sich dann auskennen, halt fragt, was wollen die eigentlich haben?
00:15:30: Und Fernsehteams zahlen zum Beispiel oft immer viel und Printjournalisten weniger, aber es gibt sozusagen je nach Land verschiedene Tagessätze, an denen man sich orientiert.
00:15:40: Ich weiß leider nicht mehr ganz genau, wie viel das da war.
00:15:43: Ich könnte euch das sonst auch sagen.
00:15:45: Das ist sozusagen ein Punkt.
00:15:47: Also die Bezahlungen, dann halt klarmachen, was sind die Aufgaben?
00:15:52: Und was nicht.
00:15:53: Also das ist die einzige Geschichte, bei der ich mit einem Stringer wirklich gearbeitet habe.
00:15:57: Ich habe sonst immer mit Übersetzern gearbeitet, die mit dabei waren, aber nicht mit einem Stringer.
00:16:02: Also ich habe meistens die Protagonisten selber gesucht.
00:16:04: Das war in dieser Geschichte auch so.
00:16:06: Also das ich gesagt habe, ah, ich würde gerne irgendwie den finden, lass uns mal irgendwie gucken oder mit dem sprechen.
00:16:12: Und ohne Übersetzerinnen und Übersetzer, ohne Stringer oder lokale Journalisten, Gebe es viele Geschichten nicht, die wir im Fernsehen sehen und in den Zeitungen und online Medien lesen.
00:16:28: Also das ist einfach ein Punkt.
00:16:30: Und das sind ja auch oft Journalisten.
00:16:33: Das heißt, das sind einfach Kollegen.
00:16:35: Und in dem Sinne ist die Würdigung, finde ich, die gleiche, die man halt auch Kollegen in Deutschland entgegenbringt.
00:16:41: Und das ist mit Bezahlung und der Namenswürdigung, wenn sie das denn wollen.
00:16:46: Und ein anderer Punkt als Tipp ist natürlich, dass man mit ins Budget überlegt.
00:16:52: Die kriegen eigenes Hotelzimmer, wenn sie sozusagen mit recherchieren.
00:16:56: Man muss halt sozusagen deren Essen auch mit einplanen.
00:16:59: Weil manche berechnen das nicht mit, aber natürlich fällt das halt mit rein.
00:17:02: Und da muss man halt auch vorher aushandeln, ob das Teil des Tages Satzes ist oder halt auch nicht.
00:17:08: Je nach Land, finde ich, sollten die Journalisten das Essen einfach mit bezahlen.
00:17:12: Also das ist ja gar nicht sozusagen diese Diskussionspunkte gibt.
00:17:16: Und ich habe in Bangladesch mehrmals mit derselben Übersetzerin zusammengearbeitet.
00:17:22: Übersetzerinnen sind halt diejenigen, die den Menschen in ihrer Stimmlage die Sachen überbringen.
00:17:28: Übersetzen ist nicht einfach.
00:17:29: Es gibt Leute, die fassen die Antworten so zusammen.
00:17:33: Und dann gibt es halt Übersetzer, die so quasi simultan auch den Vibe mit übersetzen und dir halt auch sagen.
00:17:40: Also zum Beispiel die Übersetzerin, mit der ich oft zusammengearbeitet habe, die ... hat dann sozusagen übersetzt und dann halt gleich mir zum Teil auch ein bisschen ihre Einschätzung oder den Kontext mitgeliefert, wenn ich das denn wollte oder halt auch so bestimmte Wortbilder, die ich vielleicht nicht verstanden habe.
00:17:58: Ich fasse nochmal so ein bisschen zusammen.
00:17:59: Auf der einen Seite wichtig, eben die Kolleginnen dann vor Ort auch gleich von Anfang an bei der Recherche mitzudenken.
00:18:05: Und gleichzeitig gibt es dann natürlich auch große Unterschiede bei der Zusammenarbeit, wie eben dann auch die Kollegen ihre Arbeit verstehen.
00:18:11: Jetzt haben wir sehr viel darüber gesprochen, wie du als Freie Journalistin arbeitest.
00:18:15: Aber jetzt bist du ja auf der anderen Seite.
00:18:17: Wie unterstützt ihr denn als Redaktion Freie, zum Beispiel, wenn die auch in Krisengebieten unterwegs sind?
00:18:22: Also in Krisengebieten ist ein Punkt, das ich oder ein Kollege, dass ich das sogenannte Backend bin.
00:18:30: Das heißt, wenn ich jetzt zum Beispiel, ich hatte zwei Kolleginnen, die sind freie Autorinnen, die sind über Silvester in den Nordirak gefahren, die Geschichte kommt bald in der Zeit.
00:18:41: Und da habe ich sozusagen halt vorher geklärt, okay, wo wollen die hin?
00:18:45: Die wollen ins Sinjargebirge.
00:18:46: Wie kommen die da hin?
00:18:48: Also was sind sozusagen die Flugrouten?
00:18:50: Welche Strecke müssen sie mit dem Auto fahren?
00:18:52: Und habe das mit den Kollegen, die hat eine Sicherheitseinschätzung für die Zeit.
00:18:56: machen besprochen und die haben zum Beispiel gesagt, diesen Teil sollen die nicht mit dem Auto fahren.
00:19:01: Also die müssen halt noch direkt nach Erbil fliegen.
00:19:04: In der Logistik bin ich halt.
00:19:05: in diesen Krisenpunkten bin ich ansprechbar und dann machen wir halt vorher halt ein Konzept und überlegen je nachdem wie sicher unsicher das Gebiet gerade ist, das kann sich ja auch einfach ändern, dass wir überlegen wie oft die sich melden müssen und dass die auch so eine Art Sicherheitsnetzwerk spannen oder das E schon haben, weil sie oft in der Region waren und halt sagen, wen wir A anrufen, wenn halt wirklich was passiert oder B, wer sind Leute, die ich anrufen kann und halt fragen kann, ob die halt wissen, wo die möglicherweise sind.
00:19:40: Es kann ja auch sein, dass das Handy, dass das Netz nicht da ist, genau.
00:19:44: Also man verabredet bestimmte Zeitpunkte, wo die Leute sich dann bei mir melden.
00:19:49: Und gibt es da auch so Vorgaben für bestimmte Verhaltensweisen, also zum Beispiel dass man kein Uber, sondern lieber registrierte Taxis benutzt oder solche Sachen.
00:19:57: Also macht ihr da auch so Vorgaben?
00:19:59: Das kommt auf die Region drauf an.
00:20:01: Und in manchen Regionen bin ich auch davon abhängig, dass diejenigen, die sich da auskennen, mir das halt ... ehrlich gesagt sagen.
00:20:08: Also es gibt dann ja auch noch so Unterschiede, finde ich, zwischen Frauen und Männern.
00:20:12: Also jetzt ein blödes Beispiel, das ist jetzt, aber das ist keine Vorgabe, sondern das ist eher ein Gefühl, das dann auch die Autorinnen haben.
00:20:20: Zum Beispiel, als wir in Benin, der einen Stadt im Ostkongo waren, da haben die uns im Hotel das Hotel mit Zimmer zur Hauptstraße gegeben.
00:20:31: Das heißt, da konnten sozusagen alle Leute Abends sehen, dass ich als weiße Frau da auf dem Balkon sitzen würde.
00:20:38: Und da habe ich dann gesagt, ne, ich würde gerne das Zimmer nach hinten zum Garten haben.
00:20:43: Und ich weiß, dass halt zum Beispiel andere Reporterinnen auch auf solche bestimmten Punkte dann halt achten.
00:20:49: Und das gebe ich denen dann auch mit oder das wissen die dann zum Teil auch.
00:20:54: Ich würde nochmal einen kurzen Bogen spannen zu deiner Reportage, die du im Kongo gemacht hast.
00:20:59: Und zwar ist das... Aus meiner Wahrnehmung heraus und das zeigen auch mal in der Studienjahr eher die Ausnahme in der deutschen Presselandschaft, dass aus diesen Regionen intensiv berichtet wird.
00:21:08: In der Regel kommen ja die meisten Auslandsreportagen, Auslandsgeschichten dann eher aus Regionen wie in den USA.
00:21:16: Und da hat mich interessiert, was denn eure Wege bei der Zeit sind, um in der Auslandsberichterstattung da auch eine gewisse Vielfalt abzubilden.
00:21:25: Ein Punkt ist das, dass ich versuche, auch wieder Netzwerke zu kümpfen und zu gucken, wer wo entweder als Reporter oder aber vielleicht auch als Autor, als Autorin eine Stimme des Landes ist oder es halt auch Leute gibt, die ich anrufen kann und halt überlegen kann, wie die berichten.
00:21:45: Das ist das eine und oft läuft es halt schon auch über persönliche Kontakte.
00:21:50: Zum Beispiel, wir haben jetzt einen Korrespondenten in Nairobi.
00:21:55: der tolle, tolle Geschichten macht, der aber keine sozusagen tagesaktuellen Analysen schreibt.
00:22:01: Das ist nicht seine Aufgabe, der ist nicht in der Politikredaktion.
00:22:05: Und ich glaube, natürlich wäre es toll, mehr Leute zu haben.
00:22:09: Aber jetzt zum Beispiel im Kongo habe ich Autoren, die ich kenne, weil ich sie getroffen habe.
00:22:16: die zum Beispiel aus Goma berichten konnten, als die Stadt von den Rebellen eingenommen wurde.
00:22:22: Und ich hätte diesen Kontakt nicht, wenn ich nicht vor Ort gewesen wäre.
00:22:26: Da kommen wir jetzt schon zu unserer zweiten und letzten Rubrik.
00:22:29: Sie heißt Komm zum Punkt und funktioniert ganz einfach.
00:22:33: Wir fangen drei Sätze an und du bist Anne.
00:22:35: Sie.
00:22:41: Komm
00:22:42: zum Punkt.
00:22:44: Wie wir am Anfang schon erzählt haben, fahren wir mit der Repertageschule ja bald zu unserer Recherche auf den Westbalkan.
00:22:50: Deswegen wäre der erste Satz, den du für uns vervollständigen sollst, mein wichtigster Tipp für euch ist
00:22:57: Augen offen halten und auch Raster haben und offen... vor allen Dingen zuhören, um zu verstehen.
00:23:04: Also das ist eine Sache, die, finde ich, sich dann immer in den Texten niederschlägt, wenn man das Gefühl hat, dass da entweder jemand mit sozusagen einer großen Reporterboy-Attitüde durch Länder läuft und im achtziger Jahre Journalismus denkt, dass er die Welt erklären kann, also männlich gemeint tatsächlich.
00:23:25: Also das war nicht ich, aber das ist mir eine eine große Warnung mit einzubeziehen, dass man selbst nicht immer alles versteht.
00:23:36: Ich gebe euch ein Beispiel.
00:23:38: Wir waren in Bangladesch in den größten Flüchtlingslager, wo halt die Rohingya untergekommen sind.
00:23:44: Und da war eine ganz tolle junge Frau, die übersetzt hat für das rote Kreuz und total nett war und auch uns erzählt hat, dass sie an der Uni, obwohl sie selbst Rohingya war, die in Bangladesch schon lange gelebt hat, dass sie an der Uni war und völkerrechtler werden wollte und die halt sozusagen für die Rechte der Rohingya ihres Volkes deswegen zur Uni gegangen ist, aber sie hatte dafür ein Fake-ID.
00:24:09: Und sie hat diese Geschichte gerne erzählt und sie hat diese Geschichte auch einer amerikanischen Nachrichtenagentur erzählt.
00:24:16: Und wir hatten damals auch überlegt, ah, machen wir irgendwie eine Geschichte über sie als Protagonisten.
00:24:21: Sie war total dafür, es hat dann nicht funktioniert und wir hatten ja auch eh mit ihr zusammengearbeitet.
00:24:25: Ein paar Jahre später hat sich die Stimmung in Bangladesh geändert, auch gegenüber den Rohingya und sie... war massiven Anfeindungen ausgesetzt, weil halt dieser Schnipsel der Nachrichtenagentur, dass sie halt in Banglades studiert hat mit einem Fake-ID, also sozusagen illegal, ist ihr zum Verhängnis geworden und sie hat sich wochenlang zu Hause versteckt und lebt aber inzwischen in Kanada.
00:24:52: Und das ist halt ein Beispiel dafür, dass man halt oft nicht einschätzen kann, welche Gefahren es doch für die Protagonisten vor Ort gibt.
00:25:03: Und wenn man kurz in den Land fährt oder auch wenn man fünfmal in dem Land fährt, heißt es, dass es ganz anderes als in dem Land zu leben.
00:25:10: Und das heißt, auch dieses Zuhören von den Leuten, die halt in den jeweiligen Ländern leben, ist essenziell, finde ich.
00:25:16: Ich finde, es ist ein ganz wichtiger Punkt, sich diese Verantwortung bewusst zu machen und es passt ja eigentlich auch gut zu deiner ersten Antwort.
00:25:23: eben nicht mit diesem Gefühl, ich erkläre die Welt, sondern ich schau genau hin, ich höre genau zu und mache mir auch bewusst, was ich vielleicht auch mit den Worten, die ich nachher aufschreibe oder filme, auslösen kann.
00:25:34: Jetzt unser letzter Satz, der Rubrik.
00:25:36: Wenn ich weder auf Geld noch auf Klicks achten müsste, würde ich morgen losziehen und eine Geschichte über... Schreiben.
00:25:43: Mir fällt gar nicht direkt was ein, aber es gibt ganz viele Geschichten, die ich, also dich nicht unbedingt selber machen, aber die ich unbedingt lesen will.
00:25:49: Ich will verstehen, wie die arabischen Emirate sich als neue Supermacht aufspielen, welche Rolle sie im Jemen haben.
00:25:58: Ich möchte verstehen, wie auch im Kongo diese Ausbeutung weiter vorangetrieben wird.
00:26:06: Ich würde gerne verstehen, wie zum Beispiel auch diese Diskussion, die wir bei der NRW Wahl hatten über Roma, wie es den Leuten geht, die entweder abgeschoben wurden oder die vielleicht zurückgekehrt sind, das würde ich alles gerne lesen.
00:26:22: Und ich möchte gerne gut recherchierte, tiefe Geschichten lesen.
00:26:26: Das sind nicht immer die Texte, die vielen Klicks bringen, aber ehrlich gesagt, finde ich, das sieht man oft, wenn man in den Kommentarspalten geht, sieht man, dass intensive Recherchen und auch ein Wissen, dass das total von den Leserinnen und Lesern honoriert wird.
00:26:44: Wir hoffen natürlich auch, dass wir unsere Leser mit unseren Auslandsgeschichten bewegen können.
00:26:49: und wir haben auch das Gefühl, wir haben jetzt auch durch den Podcast mit Ihnen nochmal sehr viele nützliche Tipps an die Hand bekommen, wie man eben von einem Thema, also einer Geschichte kommen, wie man sich vor Ort absicher, wie man mit Dolmetschern umgeht, wie man sie entsprechend würdigt, wie man auch dann vielleicht überlegt, wie kann ich vor Ort sicher gehen, dass ich die Leute nicht in Gefahr bringe, über die ich berichte.
00:27:10: Danke, dass du heute bei uns warst, Fiona.
00:27:12: Danke euch für die vielen Fragen.
00:27:14: Damit sind wir am Ende dieser Folge von Reporter Insights.
00:27:17: Das ist der Podcast von uns, der Reportageschule Reutlingen und von Reportagen FM.
00:27:22: Wenn euch der Podcast gefallen hat, könnt ihr Folgendes machen.
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00:27:36: Wir sind Alessandra Röder und Leon Meckler und ihr hört uns in zwei Wochen wieder.
00:27:41: Ciao, ciao.
00:27:42: Bis dann.