reporter:insights - Einblicke in große Recherchen

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#7 Wie recherchierst du MeToo-Fälle, Lena Kampf?

#7 Wie recherchierst du MeToo-Fälle, Lena Kampf?

Gegen den Grünen-Politiker Stefan Gelbhaar gab es Mitte Dezember letzten Jahres den Vorwurf, er soll sich Frauen gegenüber übergriffig verhalten haben. Der RBB sprach mit einer angeblichen Betroffenen und machte die Anschuldigungen öffentlich – später stellte sich heraus, dass die Frau gar nicht existiert. Am 12. März ist dann ein langer Text in der Süddeutschen Zeitung erschienen - der genau den Fall nochmal in Ruhe betrachtet.

Über diesen Text spricht Joana Rettig mit Lena Kampf. Sie leitet stellvertretend das Investigativ-Ressort der Süddeutschen Zeitung und recherchiert vor allem zu Rechtsextremismus und Terrorismus, Polizei und Justiz, aber auch zu Fällen sexualisierter Gewalt. “Der größte Fehler, den der RBB gemacht hat, ist, dass sie ihre Quelle nicht getroffen haben", sagt Lena Kampf im Podcast. Sie erzählt, wie sie und ihr Team vorgegangen sind, wie sie mit den Frauen gesprochen haben, die weiter an ihren Vorwürfen gegen Gelbhaar festgehalten haben. Worauf man bei Verdachtsberichterstattung achten muss und weshalb sie zu MeToo-Fällen recherchiert.

Bei reporter:insights sprechen wir alle zwei Wochen über große Recherchen und die Fragen, die sie für uns junge Journalist:innen aufwerfen. Wir analysieren mit den Autor:innen Handwerk, Hürden und Zweifel. Ein Podcast von Reportagen.fm und der Reportageschule Reutlingen.

#6 Wie erzählt man die Klimakrise, Ricarda Richter?

Ein Hitzerekord jagt den nächsten, Hochwasser, Waldbrände, climate anxiety - wir sind volle Kanne in der Klimakrise angekommen. Trotzdem scheinen Berichte über die Klimakrise, ihre Folgen und Lösungsansätze in den Redaktionen gerade weniger Konjunktur zu haben. Wo steht der Klimajournalismus heute? Darüber spricht Jonas Lüth mit Ricarda Richter. Sie ist Redakteurin im Wirtschaftsressort der ZEIT und schreibt dort über die Schnittstelle von Klimathemen und Ökonomie. Zuvor war sie Redakteurin im Nachhaltigkeitsressort ZEIT GREEN, das Ende 2024 eingestellt wurde.

“Klima hat ein enormes Problem mit Zeitverzögerung”, sagt Richter im Podcast. Wenn es an der Börse kracht, merkten viele Menschen das sofort. Richter beschreibt, warum das beim Klima anders ist und was das für den Erzähljournalismus bedeutet. Sie meint: „Eine gute Reportage zu einem Klimathema zu schreiben, ist mit viel Aufwand verbunden.“ Außerdem erklärt sie, wie sich diese Themen in einer Zeit behaupten können, in der viele Menschen krisenmüde geworden sind - und welche Folgen das Ende von ZEIT GREEN hat. Sie spricht darüber, ob Klimajournalismus und Optimismus zusammenpassen – und welche Rolle ihre persönliche Haltung zur Klimakrise für ihre Arbeit spielt.

Bei reporter:insights sprechen wir alle zwei Wochen über große Recherchen und die Fragen, die sie für uns junge Journalist:innen aufwerfen. Wir analysieren mit den Autor:innen Handwerk, Hürden und Zweifel. Ein Podcast von Reportagen.fm und der Reportageschule Reutlingen.

Moderation: Jonas Lüth
Redaktion: David Fuhrmann, Franziska Wessel
Produktion: Dune Korth
Social Media: Joana Rettig
Sounddesign: Jolinde Hüchtker, Fernando Paredes, Lisa Pausch

#5 Ist jeder Journalist heute Aktivist, Jean Peters?

Im November 2023 checkt der investigative Correctiv-Reporter Jean Peters unter falschem Namen im Potsdamer Hotel Villa Adlon ein. Dort treffen sich AfD-Politiker, CDU-Mitglieder, rechtsextreme Aktivisten und Unternehmer, um Pläne zur massenhaften Ausweisung von vermeintlich nichtdeutschen Menschen zu diskutieren. „Geheimplan gegen Deutschland“ titelt Correctiv. Der Text schlägt voll ein: Millionen Menschen in ganz Deutschland protestieren gegen Rechtsextremismus.
Es folgt aber auch eine medienpolitische Debatte, ob Correctiv einzelne Aspekte zu sehr zugespitzt hat. Katharina Osterhammer fragt daher in dieser Folge von reporter:insights: Wo braucht es starke Bilder, um Menschen zu erreichen? Wo spitzt Storytelling zu sehr zu? Und wann werden journalistische Formate zum Aktivismus?
Bevor Jean Peters Journalist wurde, war er Aktionskünstler. Er gründete das Peng-Kollektiv mit und warf der AfD-Politikerin Beatrix von Storch aus Protest eine Torte ins Gesicht. Im Podcast erklärt er, wie er als „journalistischer Aktivist“ für das Grundgesetz kämpft, warum der Begriff der „Remigration“ ihn an historische Pläne der Nationalsozialisten erinnert, und was ihn an vermeintlich unpolitischen Wirtschaftsredakteuren stört.

#4 Wie findet man Geschichten in Westafrika, Issio Ehrich?

Wie berichtet man über den Globalen Süden? Darüber spricht Jonas Lüth mit Issio Ehrich. Er ist freier Journalist, lebt in Berlin und reist immer wieder in die Sahelzone und die Türkei. Für seine Reportage “Allassane und das Uran” ist er in den Niger gereist. Dort hat er einen fast hundertjährigen Tuareg getroffen, Allassane, der die Hälfte seines Lebens für ein französisch-nigrisches Unternehmen in einer Uran-Mine gearbeitet hat. Es ist eine Geschichte über die Folgen der Kolonialzeit und was diese mit dem Militärputsch in Niger 2023 zu tun haben.

In dem Podcast erklärt Issio, wie er Protagonisten in der Sahelzone findet, was man als deutsche:r Journalist:in in afrikanischen Ländern beachten sollte, und warum er das Wort “Afrika-Experte” nicht mehr hören kann.

#3 Wie schreibt man über sein Kind mit Behinderung, Diana Laarz? + Wie inklusiv ist Journalismus, Jonas Karpa?

In dieser Folge spricht Katharina Osterhammer mit Diana Laarz und Jonas Karpa.

Diana Laarz ist Redakteurin bei GEO und hat 2024 für ihre Reportage “Was heißt schon ‘normal’?” den Reporter:innen-Preis in der Kategorie Wissenschaft erhalten. Darin schreibt sie über ihren Sohn, der durch einen seltenen Gendefekt mit einer Behinderung lebt. Der Text erzählt berührend, wie die Familie mit der Diagnose umgeht und erklärt zugleich anschaulich die wissenschaftlichen Fakten zu dem Gendefekt.

Bei reporter:insights spricht Laarz darüber, wie es für sie war, sehr persönliche und auch verletzliche Szenen zu schreiben, wie sie durch wissenschaftliche Fakten ihrem Sohn nähergekommen ist und wer sich in dem Text wiedergefunden hat. Diana Laarz sagt: „Es fiel mir sehr leicht, das zu schreiben. Mit dem Veröffentlichen war das etwas anderes.

Jonas Karpa ist Redaktionsleiter des Magazins „Die Neue Norm“, das sich für mehr Diversität, besonders beim Thema Behinderung, in den Medien einsetzt. Karpa erklärt, welche klischeehaften Bilder Journalist:innen vermeiden sollten und wie Redaktionen inklusiver werden können.

Bei reporter:insights sprechen wir alle zwei Wochen über große Recherchen und die Fragen, die sie für uns junge Journalist:innen aufwerfen. Wir analysieren mit den Autor:innen Handwerk, Hürden und Zweifel. Ein Podcast von Reportagen.fm und der Reportageschule Reutlingen.

Die Reportage “Was heißt schon ‘normal’? erschien im Dezember 2024 im GEO-Magazin: https://www.geo.de/wissen/gesundheit/was-heisst-schon--normal---wie-ich-lernte--meinen-sohn-zu-lieben-34863916.html

Moderation: Katharina Osterhammer
Redaktion: Franziska Wessel, Alessandra Röder
Produktion: Dune Korth
Social Media: Joana Rettig
Sounddesign: Jolinde Hüchtker, Fernando Paredes, Lisa Pausch

Sounddesign: Jolinde Hüchtker, Fernando Paredes, Lisa Pausch
Social Media: Joana Rettig

#2 Wie berichtet man über Machtmissbrauch, Khesrau Behroz?

Wie berichtet man über Machtmissbrauch?
Darüber spricht Jonas Lüth mit Khesrau Behroz. Er ist Host, Autor und Produzent von bekannten Podcasts wie „Cui Bono: WTF happened to Ken Jebsen?“ oder „Legion: Most Wanted – Wo ist RAF-Terroristin Daniela Klette?". Für seinen ersten Dokumentarfilm hat Behroz zu sexualisierter Gewalt, Ausbeutung und Burnout in der Gaming-Industrie recherchiert. Der Film “Crunch - Traum und Albtraum in der Gaming-Industrie” erscheint am 4. März im SWR und in der ARD-Mediathek.

In dem Podcast erklärt Khesrau, wie und wann man über Missstände berichten kann, auch wenn noch kein Urteil gefallen ist, und warum das besonders wichtig ist. Khesrau Behroz sagt: „Journalismus funktioniert anders als Gesetzgebung, als Gerichte. Wir haben als Journalist:innen ganz andere Tools zur Hand.“ Aber wie können Journalist:innen diese Möglichkeiten ausschöpfen?

#1 Wie porträtiert man Alice Weidel, Tilman Steffen?

Darüber spricht Katharina Osterhammer mit Tilman Steffen. Er ist Redakteur im Politikressort von Zeit Online und dort für die AfD zuständig. Gemeinsam mit seinem Kollegen Christian Parth war er für ein Portrait von Alice Weidel in ihrer Wahlheimat in der Schweiz, auf dem AfD-Parteitag in Riesa und traf sie in Berlin.

Im Podcast erzählt er, warum Alice Weidel schwierig zu entschlüsseln ist, wie sie durch Opportunismus die Karriereleiter in der Partei hinaufklettern konnte und was sie zum idealen Feigenblatt der Demokratiefeinde in der Partei macht. Steffen sagt vor der Bundestagswahl: “Gerade weil sich ihre Spitzenvertreter bis in einen menschenfeindlichen, rassistischen und demokratiefeindlichen Bereich äußern, müssen wir über die Partei berichten.” Ist das Porträt dafür eine geeignete Darstellungsform? Wie wird man als Journalist nicht zum Werkzeug der Rechtspopulisten?

Bei reporter:insights sprechen wir alle zwei Wochen über große Recherchen und die Fragen, die sie für uns junge Journalist*innen aufwerfen. Wir analysieren mit den Autor*innen Handwerk, Hürden und Zweifel. Ein Podcast von Reportagen.fm und der Reportageschule Reutlingen.

# 22 Hey 19er, was habt ihr dieses Jahr gelernt?

Das Jahr an der Reportageschule ist um, der 19. Jahrgang verlässt Reutlingen. Zum Abschied blicken eure diesjährigen Podcast-Hosts auf ihre eigenen Hürden und Learnings zurück. Was hat sie besonders herausgefordert? Welche Hindernisse galt es zu überwinden? Und was haben sie in diesem trubeligen Jahr über Journalismus und das Schreiben gelernt?

Diese Folge ist aber natürlich nicht das Ende reporter:insights. Im kommenden Jahr übernimmt der 20. Jahrgang. Wir hören uns!

#21 Wie geht man mit Kindern als Protagonisten um, Henrik Rampe?

Der VfR Garching wird von einer ganz besonderen Ultra-Fangruppe unterstützt: einem Haufen Kinder an der Schwelle zur Pubertät. Die Jungs unterstützen den niederklassigen Verein als spiele er bei den ganz Großen mit. Henrik Rampe hat die Fangruppe für das SZ-Magazin begleitet. Doch in seinem Text „Die Süßkurve“ geht es nicht nur um Fußball. Vor allem geht es um Euphorie und Zusammenhalt in jungen Jahren. Paul hat Henrik gefragt, wie er es geschafft hat, einen Text ohne Konflikt zu schreiben und wie er mit Kindern als Protagonist umgegangen ist.

#20 Wie schreibt man humorvolle Texte, ohne zu verletzen, Julia Kopatzki?

Im niedersächsischen Nienburg ist Spargel mehr als ein Gemüse. Er wird verehrt, zelebriert, bejubelt. Dort gibt es eine eigene Königin, ein Spargelmuseum und die größte Spargelskulptur der Welt. Jedes Jahr wird eine neue Spargelkönigin gewählt, die die Stadt auf Veranstaltungen repräsentiert. Sie hat sogar ihren eigenen Hofstaat: Ein Ehepaar, das sie im Cabrio herumkutschiert und bei Empfängen gerne auch mal die Tasche hält. Oder die Hand.

Die Journalistin Julia Kopatzki hat die Krönung der 25. Spargelkönigin besucht und sich in Nienburg umgehört, was denn nun so toll ist am Spargel. In dieser Folge von reporter:insights spricht sie darüber, wie man es schafft, einen humorvollen Text zu schreiben - ohne sich über jemanden lustig zu machen.