reporter:insights - Einblicke in große Recherchen

reporter:insights - Einblicke in große Recherchen

#15 Wie stemme ich eine Auslandsreportage, Fiona Weber-Steinhaus?

#15 Wie stemme ich eine Auslandsreportage, Fiona Weber-Steinhaus?

Wie gelingt der Einstieg in den Auslandsjournalismus, gerade wenn man als freie Reporterin unterwegs ist? Worauf kommt es bei der Recherche in Krisengebieten an? Und wie kann man die Arbeit von Übersetzer*innen angemessen würdigen?

Darüber sprechen Alessandra Röder und Leon Meckler mit Fiona Weber-Steinhaus, inzwischen Leiterin der Außenpolitik (Online) bei der ZEIT. Für eine Recherche für GEO war sie 2018 im Ostkongo. Dort haben Ärzt*innen und Helfer*innen die Ebola-Epidemie mit einem neu entwickelten Impfstoff bekämpft – unter lebensgefährlichen Bedingungen, begleitet von Misstrauen, Gewalt und Verschwörungsmythen. Sie erzählt, wie sie aus dem Kongo berichtet hat – und was sie jungen Journalist*innen mit auf den Weg geben will.

#14 Ein schwuler Lehrer wird von muslimischen Schüler*innen gemobbt - wie schreibt man darüber, Thorsten Schmitz?

Der Lehrer Oziel Inácio-Stech erlebt an seiner Berliner Grundschule Schule einen Albtraum: Muslimische Schüler mobben ihn – weil er schwul ist. Nach seiner Recherche zu dem Fall hat der Reporter Thorsten Schmitz zahlreiche Zuschriften erhalten, die zeigen: Oziel Inácio-Stech ist kein Einzelfall. An vielen Schulen in Deutschland erleben Lehrer:innen Ähnliches, Behörden scheinen überfordert.

Mit Alessandra Röder und Leon Meckler hat Thorsten Schmitz darüber gesprochen, wie man eine Reportage schreibt, die von der politischen Rechten instrumentalisiert werden könnte – und warum es gefährlich ist, diesem Gedanken zu viel Raum zu geben. Außerdem verrät er, worauf es bei Geschichten ankommt, in denen ein Einzelschicksal für Mängel im System steht und verrät seinen Geheimtipp für gelungene Recherchen.

#13 Welche Fehler machen Journalist*innen in der Islam-Debatte, Teseo La Marca?

Die Arbain-Wallfahrt ist die weltweit größte Pilgerreise und das wichtigste schiitische Ritual. Letztes Jahr zogen 21 Millionen Menschen nach Kerbala im Irak. Einer von ihnen war Schüler der Reportageschule und hat darüber einen Text geschrieben: Teseo La Marca. Mit ihm spricht Leon Meckler über das Wandern bei 49 Grad im Schatten, geopolitische Interessen hinter der Verpflegung der Pilger und darüber, was Journalist*innen im Umgang mit dem Islam besser machen können.

#12 Was können Reporter von Schriftstellern lernen, Mario Giordano?

Mario Giordano ist Autor einer erfolgreichen humoristischen Krimi-Reihe, er hat Drehbücher für den Tatort geschrieben und in dieser Woche ist er im abgeschiedenen Eldenburg zu Gast bei der Reportageschule, um uns die Basics fiktionalen Schreibens näher zu bringen. In der letzten Folge vor der Sommerpause hat Tom Gath mit Mario Giordano über die Magie des Erzählens gesprochen, über sein Buch „1000 Gefühle, für die es keinen Namen gibt“ und warum er glaubt, dass man packendes Erzählen erlernen kann und muss – unabhängig davon, ob es nun um Fakten oder Fiktion geht.

#11 Wie erzählt man Geschichte, Uwe Wittstock?

Frankreich 1940: Die Wehrmacht besetzt den Norden des Landes. Unzählige deutsche Schriftsteller und Intellektuelle versuchen über Marseille vor den Nazis zu fliehen. Der Autor Uwe Wittstock hat die dramatische Flucht rekonstruiert und nah an der Realität der Exilanten aufgeschrieben.

Wittstock hat Jahrzehnte als Literaturkritiker gearbeitet und schreibt heute Bücher über Geschichte. In dieser Folge spricht Moderator Tom Gath mit ihm darüber, was Reportern von dem Genre der Narrative History lernen können. Wie erzählt man Geschichte lebhaft, ohne dabei gewesen zu sein? Wie geht man mit Lücken um, wenn man mit Protagonisten nicht mehr sprechen kann?

#10 Wie erzählst du Geschichten aus Gaza, Thore Schröder?

Gaza gilt laut der UN als aktuell ‘hungrigster Ort der Welt’. Seit Beginn des Krieges dürfen keine ausländischen Journalist*innen einreisen und ‘on the ground’ berichten. SPIEGEL-Korrespondent Thore Schröder arbeitet deshalb mit der palästinensischen Autorin Ghada Alkurd zusammen, die von Gaza aus recherchiert. Im Juni 2024 veröffentlichten die beiden eine Recherche zu Foltervorwürfen von Gefangenen in den Händen des israelischen Militärs. In dieser Folge spricht Joana Rettig mit Thore darüber, wie die Zusammenarbeit mit der Kollegin Ghada Alkurd aus Gaza abläuft und wie es ihr geht. Wie kann er sicherstellen, dass seine Geschichten wahr sind, auch wenn er nicht vor Ort sein kann? Wie geht er damit um, dass sich die humanitäre Lage immer weiter verschlechtert? Und wie spricht man mit Folteropfern?

#9 Wie erzählt man vom Osten, ohne ihn zu erfinden, Peter Maxwill?

Deutschland ist wieder geteilt – so lautete der dominante mediale Befund nach der Bundestagswahl. Der Osten ist blau, der Westen schwarz, das zeigten die Deutschlandkarten, welche die Wahlkreise in die Farbe der stärksten Partei einfärbten. Aber was steckt hinter diesen Bildern, und was sagen sie über die politische Realität in Ostdeutschland aus? In dieser Folge sprechen wir mit dem SPIEGEL-Reporter Peter Maxwill aus Leipzig über die mediale Erzählung vom „Osten“, die Normalisierung der AfD – und über Gemeinden wie Raguhn-Jeßnitz, wo die AfD inzwischen regiert: ganz pragmatisch, ganz nahbar, aber nicht harmlos. Wie begegnet man der AfD als Journalist auf kommunaler Ebene? Und warum könnte gerade die Lokalpolitik in Ostdeutschland ein Seismograf für kommende politische Umbrüche sein?

#8 Wie nah sollte man einer mutmaßlichen Mörderin kommen, Anne Kunze?

Eine Mutter wird angeklagt, ihre Tochter im Wald erschlagen zu haben. Aber war sie es wirklich? Anne Kunze, die Kriminalreporterin der ZEIT, geht im Erzählpodcast “Elena” den Spuren nach – und den Zweifeln. In der aktuellen Folge von reporter:insights spricht Tom Gath mit Anne Kunze über True-Crime-Journalismus: Welche Rolle spielt Klasse im Justizsystem und wie nah sollte man einer mutmaßlichen Mörderin kommen?

#7 Wie recherchierst du MeToo-Fälle, Lena Kampf?

Gegen den Grünen-Politiker Stefan Gelbhaar gab es Mitte Dezember letzten Jahres den Vorwurf, er soll sich Frauen gegenüber übergriffig verhalten haben. Der RBB sprach mit einer angeblichen Betroffenen und machte die Anschuldigungen öffentlich – später stellte sich heraus, dass die Frau gar nicht existiert. Am 12. März ist dann ein langer Text in der Süddeutschen Zeitung erschienen - der genau den Fall nochmal in Ruhe betrachtet.

Über diesen Text spricht Joana Rettig mit Lena Kampf. Sie leitet stellvertretend das Investigativ-Ressort der Süddeutschen Zeitung und recherchiert vor allem zu Rechtsextremismus und Terrorismus, Polizei und Justiz, aber auch zu Fällen sexualisierter Gewalt. “Der größte Fehler, den der RBB gemacht hat, ist, dass sie ihre Quelle nicht getroffen haben", sagt Lena Kampf im Podcast. Sie erzählt, wie sie und ihr Team vorgegangen sind, wie sie mit den Frauen gesprochen haben, die weiter an ihren Vorwürfen gegen Gelbhaar festgehalten haben. Worauf man bei Verdachtsberichterstattung achten muss und weshalb sie zu MeToo-Fällen recherchiert.

Bei reporter:insights sprechen wir alle zwei Wochen über große Recherchen und die Fragen, die sie für uns junge Journalist:innen aufwerfen. Wir analysieren mit den Autor:innen Handwerk, Hürden und Zweifel. Ein Podcast von Reportagen.fm und der Reportageschule Reutlingen.

#6 Wie erzählt man die Klimakrise, Ricarda Richter?

Ein Hitzerekord jagt den nächsten, Hochwasser, Waldbrände, climate anxiety - wir sind volle Kanne in der Klimakrise angekommen. Trotzdem scheinen Berichte über die Klimakrise, ihre Folgen und Lösungsansätze in den Redaktionen gerade weniger Konjunktur zu haben. Wo steht der Klimajournalismus heute? Darüber spricht Jonas Lüth mit Ricarda Richter. Sie ist Redakteurin im Wirtschaftsressort der ZEIT und schreibt dort über die Schnittstelle von Klimathemen und Ökonomie. Zuvor war sie Redakteurin im Nachhaltigkeitsressort ZEIT GREEN, das Ende 2024 eingestellt wurde.

“Klima hat ein enormes Problem mit Zeitverzögerung”, sagt Richter im Podcast. Wenn es an der Börse kracht, merkten viele Menschen das sofort. Richter beschreibt, warum das beim Klima anders ist und was das für den Erzähljournalismus bedeutet. Sie meint: „Eine gute Reportage zu einem Klimathema zu schreiben, ist mit viel Aufwand verbunden.“ Außerdem erklärt sie, wie sich diese Themen in einer Zeit behaupten können, in der viele Menschen krisenmüde geworden sind - und welche Folgen das Ende von ZEIT GREEN hat. Sie spricht darüber, ob Klimajournalismus und Optimismus zusammenpassen – und welche Rolle ihre persönliche Haltung zur Klimakrise für ihre Arbeit spielt.